Die Zuständigkeit für das Schulwesen liegt beim Ministerium für Bildung (Ministério da Educação). Sie wird in den Bereichen der Vorschule und der schulischen Berufsausbildung in enger Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Arbeit, Solidarität und soziale Sicherheit (Ministério do Trabalho, Solidariedade e Segurança Social) wahrgenommen.

Vorschule

Das Angebot der Vorschule richtet sich an Kinder zwischen 3 und 6 Jahren. Die Teilnahme ist nicht verpflichtend.

Grund- und Sekundarschule

Das portugiesische Schulsystem umfasst 12 Klassen, auf die sich seit 2009 (Lei n.º 85/2009) auch die Schulpflicht erstreckt. Es gliedert sich in die 9-jährige Grundschule (ensino básico) und die 3-jährige Sekundarschule (ensino secundário). Die Teilnahme am Sekundarschulunterricht ist bis zum 18. Lebensjahr verpflichtend und kostenfrei.

Grundschule

Seit Inkrafttreten des Grundlegenden Schulgesetzes von 1986 (Lei de Bases do Sistema Educativo, Lei n.º 46/86, de 14 de Outubro) erstreckt sich die Grundschulbildung (ensino básico) sowohl auf den Primarbereich als auch auf einen Teil des Sekundarbereichs. Sie umfasst 9 Jahre und ist in 3 Stufen unterteilt: Die erste Stufe (1° ciclo) besteht aus den Klassen 1 bis 4, die zweite Stufe (2° ciclo) aus den Klassen 5 und 6 und die dritte Stufe (3° ciclo) aus den Klassen 7 bis 9.

Die dritte Stufe der Grundschulbildung schließt mit einer Prüfung ab, deren Bestehen zum Erwerb des "Diploma é Certificado de conclusão do 3° ciclo do ensino básico" führt. Dieser Stufenabschluss ermöglicht den Übergang in die Sekundarschule (ensino secundário).

Sekundarschule

Die Sekundarschule umfasst drei Jahre (Klassen 10 bis 12). Sie erfolgt an allgemeinbildenden Sekundarschulen (u.a. Escolas Secundárias) sowie an berufsbildenden Sekundarschulen (z.B. Escolas Profissionais). Zugangsvoraussetzung ist der Abschluss der Grundschule (Diploma e Certificado de conclusão do 3° ciclo do ensino básico).

Die allgemeinbildende Sekundarschule schließt in der Regel mit dem "Diploma / Certificado de Nível Secundário de Educação" ab. Berufsbildende Sekundarschulen können sowohl einen rein berufsqualifizierenden Abschluss (Técnico o.ä.) als auch eine Doppelqualifikation aus Hochschulreife und beruflichem Erstabschluss (Diploma de dupla certificação, escolar e profissional) vermitteln.

In Portugal sind am Ende der allgemeinbildenden dreijährigen Oberstufe der Sekundarschule nationale Abschlussprüfungen ("exames nacionais") abzulegen; die Ergebnisse fließen in die Gesamtnote des Sekundarschulabschlusses ein. Die Prüfungen können bereits im zweiten Halbjahr der Abschlussklasse 12 oder zu einem beliebigen Zeitpunkt nach Erwerb des Sekundarschulabschlusses abgelegt werden. Sie stellen zugleich die Hochschulaufnahmeprüfungen dar, sofern ein Hochschulstudium angestrebt wird.

Im Rahmen des Systems der nationalen Studienplatzvergabe ("concurso nacional") können sich Studieninteressierte in Portugal um die Zulassung zu maximal sechs Studiengängen bewerben. Die Bewerbung um einen Studienplatz erfolgt elektronisch; sie wird in der Regel zwischen Mitte Juli und Anfang August über die Webseite der portugiesischen "Direcção-Geral do Ensino Superior" (Generaldirektion für Hochschulbildung, DGES) eingereicht.  

Die "exames nacionais" bestehen in der Regel aus vier schriftlichen Prüfungen. Neben der verpflichtenden Prüfung im Fach Portugiesisch sind Prüfungen in Fächern abzulegen, deren Nachweis für die Hochschulzulassung zu einem bestimmten Studienfach mit einer Mindestbestehensnote von der jeweiligen Hochschule vorgeschrieben wird. Diese Fächer sind in Hinblick auf den angestrebten Studiengang als einschlägig zu bezeichnen.

Im Zuge der Änderung des portugiesischen Systems der Studienplatzvergabe wurde 2014 mit der "Deliberação n° 1233/2014" Artikel 1 der "Comissão Nacional de Acesso ao Ensino Superior" (Nationale Kommission für den Zugang zur Hochschulbildung, CNAES) die Gültigkeit der "exames nacionais" auf zwei Jahre begrenzt. Damit gelten die Prüfungen in dem Jahr, in dem sie abgelegt werden, und in den beiden darauffolgenden Jahren. Die Gültigkeit des Sekundarschulabschlusses bleibt davon unberührt. Liegen die "exames nacionais" mehr als zwei Jahre zurück, können sie gemäß Artikel 2 der o.a. "Deliberação n° 1233/2014" jederzeit erneut abgelegt werden.

Mit Beginn des akademischen Jahres 2022/2023 wurde die Gültigkeit der "exames nacionais" für die Bewerbung um einen Studienplatz durch Artikel 1 des Beschlusses "Deliberação nº 1043/2021" der CNAES auf vier Jahre verlängert. Diese neue Regelung gilt für alle Abschlussprüfungen, die ab 2022 abgelegt werden; sie gilt nicht rückwirkend für Abschlussprüfungen älteren Datums.

Der Zugang zum Studium erfolgt in Portugal grob fachorientiert und bildet gleichzeitig die Mechanismen des portugiesischen Studienplatzvergabesystems ab. Dem portugiesischen Sekundarschulabschlusszeugnis ("Certidão") selbst ist nicht zu entnehmen, welche Fachstudien aufgrund der absolvierten "exames nacionais" in Portugal aufgenommen werden können.

Aufgrund des oben beschriebenen portugiesischen Systems der Studienplatzvergabe wird in den Bewertungsvorschlägen der direkte fachgebundene Hochschulzugang in Deutschland erst bei Vorlage des Sekundarschulabschlusses in Verbindung mit einem Zulassungsbescheid oder einer Immatrikulationsbescheinigung empfohlen. Alternativ kann der Hochschulzugang auch bei Vorlage einer Bescheinigung der DGES über die Befähigung, mit den in Portugal absolvierten Prüfungen die Zulassung zu einem bestimmten Studiengang zu erhalten, eröffnet werden.

Darüber hinaus gibt es in Portugal weitere Möglichkeiten des Hochschulzugangs, beispielsweise über das Ablegen von speziellen hochschuleigenen Zugangsprüfungen für über 23-Jährige ("Prova de acesso ao ensino superior para maiores de 23 anos"), an der auch Bewerberinnen und Bewerber ohne Hochschulreife teilnehmen können, oder für beruflich  Qualifizierte (z.B. "Diploma de especialização tecnológica" oder "Diploma de técnico superior profissional"). Der erfolgreiche Abschluss dieser speziellen Zugangsprüfungen vermittelt den fachorientierten Hochschulzugang ausschließlich für die gewählte Studienrichtung an der Hochschule, an der sie abgelegt wurde.

(Oktober 2022)

Hochschuleinrichtungen

In Portugal gibt es zwei Hochschularten: Polytechnische Institute (Institutos Politécnicos) und Universitäten (Universidades). Polytechnische Institute führen überwiegend anwendungsorientierte Studiengänge der ersten und zweiten Studienstufe (Licenciatura und Mestrado) durch, beispielsweise in den Fachrichtungen Krankenpflege, Frühpädagogik und Sozialarbeit. Universitäten bieten meist wissenschaftsorientierte Studiengänge auf allen drei Studienstufen (Licenciatura, Mestrado und Doutoramento) an und haben Promotionsrecht.

Bologna-Studiensystem

Das portugiesische Studiensystem ist traditionell dreistufig und wird auch als LMD-System bezeichnet (Licenciatura - Mestrado – Doutoramento). In den Jahren 2005 bis 2009 wurde es schrittweise auf die Bologna-Studienstruktur umgestellt, die zum Studienjahr 2009/2010 flächendeckend implementiert war. Wesentliche Änderungen im Vergleich zum Vor-Bologna-Studiensystem waren die Verkürzung der Dauer der ersten Studienstufe (Licenciatura) um ein Jahr von zuvor vier bis fünf Jahren auf drei bis vier Jahre sowie die Abschaffung des Bacharelato, bei dem es sich um einen Abschluss der Polytechnischen Institute handelte, der nach einer dreijährigen Hochschulausbildung verliehen wurde und auf die Licenciatura angerechnet werden konnte.

Licenciatura

Die erste Studienstufe, die sogenannte Licenciatura, kann sowohl an Universitäten als auch an Polytechnischen Instituten absolviert werden. Sie schließt mit dem Grad Licenciado/a ab. Studiengänge an staatlichen und privaten Hochschulen, die mit dem Grad Licenciado/a abschließen, sind staatlich anerkannt. Je nach Studiengang dauert die Licenciatura sechs bis acht Semester und umfasst 180 bis 240 ECTS.

Mestrado

Auch die zweite Studienstufe, der sogenannte Mestrado, kann sowohl an Universitäten als auch Polytechnischen Instituten absolviert werden. Sie schließt mit dem Grad Mestre ab. Der Mestrado hat eine Dauer von drei bis vier Semestern und umfasst 90 bis 120 ECTS. Er kann nach den Profiltypen anwendungsorientiert, meist an Polytechnischen Instituten, und wissenschaftsorientiert, in der Regel an Universitäten, unterschieden werden. Formale Zugangsvoraussetzung zum Mestrado ist ein Abschluss der ersten Studienstufe (Licenciado/a) oder ein gleichwertiger dreijähriger Abschluss. Häufig ist zudem eine hochschuleigene Aufnahmeprüfung (concurso institucional) abzulegen.

Eine Sonderform der Mestrado ist der Mestrado Integrado (Integrierter Masterstudiengang). Er wird ausschließlich an Universitäten durchgeführt und umfasst ein zehn- bis zwölfsemestriges konsekutives Studium (300 bis 360 ETCS), das in einen ersten dreijährigen Zyklus und einen zweiten zwei- bis dreijährigen Zyklus unterteilt ist. Diese Studienform wird vorwiegend in den Fachrichtungen Ingenieurwissenschaft, Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin, Psychologie und Pharmazie angeboten. Der abschließend verliehene Mestre-Grad schließt den Licenciado-Grad ein, ohne dass dieser nach dem ersten dreijährigen Zyklus des Mestrado Integrado obligatorisch verliehen wird.

Doutoramento

Das Doktorandenstudium (Doutoramento) stellt die dritte Stufe des portugiesischen Studiensystems dar. Es kann nur an Universitäten absolviert werden und führt zum Erwerb des Grades Doutor. Die Dauer und der ECTS-Umfang des Doutoramento sind nicht genau festgelegt. In der Regel dauert das Doktorandenstudium sechs bis acht Semester und umfasst 180 bis 240 ECTS. Im Mittelpunkt steht die Anfertigung einer Dissertation, die zu verteidigen ist.

Diploma

Die portugiesischen Hochschulen haben zudem die Möglichkeit, Studiengänge anbieten, die nicht mit einem akademischen Grad, sondern mit einem Diploma (Zeugnis) abschließen. Diplomas werden beispielsweise für einen Zwischenabschluss innerhalb einer Licenciatura nach Erwerb von mindestens 120 ETCS (sogenannte „Cursos Técnicos Superiores Profissionais“) oder einen Zwischenabschluss innerhalb eines Mestrado nach Erwerb von mindestens 60 ETCS vergeben.

Studiengebühren

In Portugal sind Studiengebühren üblich. Die Höhe der Studiengebühren variiert je nach Hochschule und Fachrichtung. In der Regel sind die Studiengebühren an staatlichen Hochschulen etwas geringer als an privaten Hochschulen. Die Ausstellung der Abschlussdokumente (Verleihungsurkunde, Abschlussbescheinigung, Fächer- und Notenübersicht) ist ebenfalls mit Gebühren verbunden.