Das bulgarische Schulsystem umfasst bis zum Erwerb des Sekundarschulabschlusszeugnisses, das den Hochschulzugang im Herkunftsland vermittelt, seit 2003 mindestens 12 Schuljahre mit allgemeinbildendem oder allgemein- und berufsbildendem Unterricht. Bei gleichzeitigem Erwerb einer Berufsqualifikation z.B. in technischen aber auch in künstlerischen Fächern oder Sport konnte sich die Ausbildungsdauer auf 13 Schuljahre verlängern. Mit einer Änderung des Gesetzes über die Vorschul- und Schulbildung („Zakon za predučilištnoto i učilištnoto obrazovanie“) wurde das bulgarische Schulsystem neu gegliedert und ab dem Schuljahr 2021/22 umfasst das bulgarische Schulsystem insgesamt 12 Klassen. Schulpflichtig sind Schüler weiterhin bis zum 16. Lebensjahr.

Das heute insgesamt 12-jährige (früher 13-jährige) Schulsystem gliedert sich in

• eine heute 7-jährige (früher 8-jährige) Grundschule („osnovno učilište“), die unterteilt ist in
• eine 4-jährige Anfangsstufe („načalen etap“) und
• ein nochmals heute 3-jähriges (früher 4-jähriges) Progymnasium („progimnazialen etap“)
   
• 3- bis 5-jährige Sekundarschulen, an denen eine „mittlere Bildung“ („sredno obrazovanie“) erworben wird. Diese besteht entweder aus:
• allgemeinbildendem Unterricht ohne Profil* oder
• allgemeinbildendem Unterricht mit Profil* oder
• kombiniertem allgemeinbildendem sowie theoretischem und praktischem berufsbildendem Unterricht.

Voraussetzung für die Zulassung zu einer weiterführenden Schule ist eine Aufnahmeprüfung in Bulgarisch und Mathematik, wobei die einzelnen Sekundarschulen - je nach Niveau und Nachfrage - unterschiedlich hohe Anforderungen an die Ergebnisse in der Aufnahmeprüfung stellen.

Der Unterricht wird u.a. an den folgenden Schultypen durchgeführt:

• Anfangsschule („načalno učilište“)
  umfasst die Klassen 1 bis 4
• Grundschule („osnovno učilište“)
  umfasst die Klassen 1 bis 7
• Gymnasium („gimnazii“)
  umfasst die Klassen 8 bis 12
• Einheitsschule („obedineno učilište“)
  umfasst die Klassen 1 bis 10
• Mittelschule („sredno učilište“)
  umfasst die Klassen 1 bis 12)
• Kunst- und Kulturschulen („učilišta po izkustvata“ / „učilišta po kulturata“)
  umfassen die Klassen 1 bis 12

Derzeit vermitteln die folgenden Schultypen eine Hochschulzugangsqualifikation in Bulgarien:

• Allgemeinbildende Schulen
  • Allgemeinbildende Mittelschulen
  • Gymnasien ohne Profil*
  • Gymnasien mit Profil*
  • in Sprachen
  • in Naturwissenschaften, Mathematik
  • in Geisteswissenschaften
  • in Wirtschaftswissenschaften
  • Kunst
  • Sport
  • Sportschulen mit Profil*

• Berufsorientierte Sekundarschulen
  • Technika (gingen bis zur 13. Klasse, sind abgeschafft)
  • Berufsgymnasien
  • Mittlere berufstechnische Lehranstalten
  • Gymnasien mit Profil
  • Kunst- und Sportschulen

Bei Sportschulen ist die Unterscheidung zwischen Profil und Berufsbildung z.T. nur schwer möglich, so wird an einer Sportschule z.B. sowohl das Profil Sport als auch die Berufsausbildung in Sport angeboten. Hier kann eine Anfrage bei der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen sinnvoll sein.

*) Profil bedeutet in diesem Zusammenhang einen Unterrichtsschwerpunkt in dem allgemeinbildenden Fach / den allgemeinbildenden Fächern des jeweiligen Profils.

Mit dem Hochschulgesetz vom Dezember 1996 wurde in Bulgarien eine gestufe Studienstruktur eingeführt.

Der Abschluss der 1. Stufe „Bakalavar“ (Bachelor) wird regulär nach vier Studienjahren erworben, der Abschluss der 2. Stufe „Magistar“ (Magister) nach regulär einem Studienjahr und der Abschluss der 3. Stufe „Doktor“ nach regulär drei Studienjahren.

Das Magisterstudium kann länger als ein Jahr dauern, wenn

- das vorausgehende Bachelorstudium nicht fachlich einschlägig war

- eine Verlängerung durch Teilzeit- oder Fernstudium vorgesehen ist.

Mit einer Änderung des Hochschulgesetzes von 2007 wurde der Abschluss des „Profesionalen bakalavar“ (Berufsbachelor) mit einer Regelstudienzeit von drei Jahren eingeführt. Die Zulassung zu einem Magisterstudium ist nur im gleichen Fach möglich und die Regelstudienzeit des Magisterstudiums beträgt dann zwei Jahre.

Das Lehramt in Bulgarien

Der Beruf der Lehrerin und des Lehrers gilt in Bulgarien als nicht reglementiert, allerdings ist die Erteilung von Unterricht an bulgarischen Schulen nur möglich, wenn ein Abschluss­diplom oder Abschlusszeugnis erworben wurde, mit dem eine Berufsbezeichnung mit dem Bestandteil „učitel“ (Lehrer) oder „pedagog“ (Pädagoge) verliehen wurde.

1. Spezifische Lehramtsausbildungen

In Bulgarien gibt es 2 spezifische Lehramtsausbildungen:

Für das Lehramt in der Anfangsstufe („načalen etap“), die die Klassen 1 bis 4 umfasst, werden die Fachrichtungen „predučilištna i načalna učilištna pedagogika“ (Vor- und Anfangsschulpädagogik) oder „načalna učilištna pedagogika“ (Anfangsschulpädagogik) oder „načalna učilištna pedagogika i čužd ezik“ (Anfangsschulpädagogik und Fremdsprache) studiert.

In Bulgarien findet integrativer Unterricht in Regelschulen im Team mit regulären Lehrkräften und Lehrkräften für Kinder mit besonderen Bedürfnissen statt. Für dieses Lehramt gibt es wie für das Lehramt in der Anfangsstufe eine einschlägige Studien-fachrichtung: „specialna pedagogika“ (Sonderpädagogik).

Die genannten Fachrichtungen wurden im Rahmen des traditionellen bulgarischen Hochschulsystems bzw. werden im Rahmen des bulgarischen Hochschulsystems nach der Umsetzung des Bologna-Prozesses wie folgt angeboten:

• als 2 bis 3-jährige halbhohe Ausbildung (poluvisše obrazovanie“) an einem halbhohen Institut („poluvisš institut“) im Rahmen des traditionellen bulgarischen Hochschulsystems

oder

• als Hochschulstudium des traditionellen bulgarischen Hochschulsystems von mindestens 4 Jahren

oder

• als berufsorientiertes Hochschulstudium der 1. Bologna-Ebene („profesionalen bakalavar“ – Berufsbachelor) von 3 Jahren üblicherweise an einem Kolleg

oder

• als Hochschulstudium der 1. Bologna-Ebene („bakalavar“ – Bachelor) von 4 Jahren

oder

• als Hochschulstudium der 2. Bologna-Ebene („magistar“ – Magister) von 1 oder 2 Jahren, aufbauend auf einem Hochschulstudium der 1. Bologna-Ebene von 3 oder 4 Jahren mit einer Gesamtdauer von 5 Jahren

oder

• als durchgehendes Hochschulstudium von 5 Jahren mit dem Hochschulabschluss „magistar“ (Magister)

Bei Abschlüssen des traditionellen bulgarischen Hochschulsystems ist die Abschlussbezeichnung / der Hochschulgrad identisch mit der Berufsbezeichnung.

Bei Abschlüssen des bulgarischen Hochschulsystems nach der Umsetzung des Bologna-Prozesses wird sowohl ein Hochschulgrad als auch eine Berufsbezeichnung verliehen.

Die Hochschulgrade lauten:

• profesionalen bakalavar (Berufsbachelor)

• bakalavar (Bachelor)

• magistar (Magister)

Die Berufsbezeichnungen sind nur bei reglementierten Berufen normiert, bei nicht reglementierten Berufen gibt es keine Norm, so dass zahlreiche Bezeichnungsvarianten vorkommen.

Der Bestandteil „učitel“ (Lehrer) oder „pedagog“ (Pädagoge) ist in den jeweiligen Abschlussbezeichnungen des traditionellen bulgarischen Hochschulsystems und in den heutigen Berufsbezeichnungen bei Hochschulabschlüssen der 1. oder 2. Bologna-Ebene bei den genannten Fachrichtungen enthalten.

Für das Lehramt der Anfangsstufe gibt es auch den Bestandteil „načalen učitel“ (wörtlich: Anfangslehrer).

Für das Lehramt für Kinder mit besonderen Bedürfnissen gibt es auch den Bestandteil „resursen učitel“ (Lehrer zur Förderung von Kindern mit Behinderungen) oder „specialen pedagog“ (Sonderpädagoge).

2. Fachlehrerinnen und Fachlehrer

Für die Unterrichtung der allgemeinbildenden (ab Klasse 5) und berufsbildenden (ab Klasse 9) Schulfächer ist erforderlich:

• eine 2 bis 3-jährige halbhohe Ausbildung (poluvisše obrazovanie“) an einem halbhohen Institut („poluvisš institut“) im Rahmen des traditionellen bulgarischen Hochschulsystems

oder

• ein Hochschulstudium des traditionellen bulgarischen Hochschulsystems von mindestens 4 Jahren

oder

• ein berufsorientiertes Hochschulstudium der 1. Bologna-Ebene („profesionalen bakalavar“ – Berufsbachelor) von 3 Jahren üblicherweise an einem Kolleg

oder

• ein Hochschulstudium der 1. Bologna-Ebene („bakalavar“ – Bachelor) von 4 Jahren

oder

• ein Hochschulstudium der 2. Bologna-Ebene („magistar“ – Magister) von 1 oder 2 Jahren, aufbauend auf einem Hochschulstudium der 1. Bologna-Ebene von 3 oder 4 Jahren mit einer Gesamtdauer von 5 Jahren

oder

• ein durchgehendes Hochschulstudium von 5 Jahren mit dem Hochschulabschluss „magistar“ (Magister)

in einem Studienfach, das dem allgemein- oder berufsbildenden Schulfach, in dem Unterricht erteilt werden soll, entspricht und eine mit dem Abschlussdiplom verliehene Berufsbezeichnung, die den Bestandteil „učitel“ (Lehrer) oder „pedagog“ (Pädagoge) enthält.

Für die Verleihung einer Berufsbezeichnung, die den Bestandteil „učitel“ (Lehrer) enthält, gibt es eine rechtliche Grundlage bezüglich der erforderlichen bildungswissen­schaftlichen Inhalte. Verbindlich vorgeschrieben sind:

Theorie:

• Pädagogik (Theorie der Erziehung und Didaktik)                                           60 Stunden

• Psychologie (allgemeine, pädagogische und Entwicklungspsychologie)   45 Stunden

• audiovisuelle Techniken und IT im Unterricht                                                 15 Stunden

• Fachdidaktik                                                                                                          60 Stunden

Praxis:

• Hospitation                                                                                                            30 Stunden

• laufendes pädagogisches Praktikum                                                                45 Stunden

• pädagogisches Praktikum vor der Abschlussprüfung                                    75 Stunden

Diese Inhalte können

• entweder bereits in das entsprechende Studium integriert sein und führen zu einer Berufsbezeichnung mit dem Bestandteil „učitel“ (Lehrer) oder „pedagog“ (Pädagoge) auf dem Abschlussdiplom.

• oder im Rahmen eines Ergänzungsstudiums, studienbegleitend oder nach einem Studienabschluss, vermittelt werden. In diesem Fall wird ein separates Zeugnis über diesen Lehrgang ausgestellt, das eine Berufsbezeichnung mit dem Bestandteil „učitel“ (Lehrer) oder „pedagog“ (Pädagoge) enthält. Dieses separate Zeugnis kann heißen: „Diploma za prekvalifikacija“ (Diplom über die Umschulung/Weiterbildung) oder „Svidetelstvo za specializacija“ (Spezialisierungszeugnis) oder „Svidetelstvo za profesionalna kvalifikacija“ (Zeugnis über die Berufsqualifikation).

Berufspraktische Vorbereitungsphase

Eine berufspraktische Vorbereitungsphase gibt es in Bulgarien nicht. Die Erteilung von Unterricht ist unmittelbar nach Abschluss einer halbhohen Ausbildung bzw. des Hochschulstudiums möglich.

Abschließender Qualifikationsnachweis, mit dem die selbständige Tätigkeit für das Lehramt in Bulgarien eröffnet ist

Das Diplom („Diploma“) über den Abschluss einer halbhohen Ausbildung oder eines Hochschulstudiums, mit dem eine Berufsbezeichnung mit dem Bestandteil „učitel“ (Lehrer) oder „pedagog“ (Pädagoge) verliehen wurde
oder
Das Diplom über den über den Abschluss einer halbhohen Ausbildung oder eines Hochschulstudiums in Verbindung mit einem Zeugnis über das bildungswissenschaftliche Ergänzungsstudium, mit dem eine Berufsbezeichnung mit dem Bestandteil „učitel“ (Lehrer) oder „pedagog“ (Pädagoge) verliehen wurde.

Gesetzliche Grundlagen:

• Naredba za daržavnite iziskivanija za pridobivane na profesionalna kvalifikacija „učitel“ (Verordnung über die staatlichen Anforderungen für den Erhalt der Berufsbezeichnung „Lehrer“) von 2016

Stand: 11/2018